Europas größter Reiseanbieter Tui ermöglicht jedes Jahr Millionen Menschen Urlaub auf der ganzen Welt. Auch in diesem Jahr brummt das Geschäft: Die Sommerbuchungen laufen noch besser als letztes Jahr, wie der Konzern in Person von Vorstandschef Sebastian Ebel jüngst mitteilte.
"Anfang Juni haben wir in Deutschland über 60 Prozent des Sommers verkauft, etwas mehr als letztes Jahr zu dem Termin", sagte er der "Rheinischen Post". Vor allem Spanien und Portugal sind gefragt: Für Reisen auf die Iberische Halbinsel hat der Konzern schon 90 Prozent seiner Kapazitäten verkauft.
Viele dürften beim Anblick des hellblauen Smiley-Logos also in Vorfreude beziehungsweise in Erinnerungen schwelgen und sich gedanklich schon an den Strand beamen.
Doch dass auch bei Tui nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt die neue ZDF-Dokumentation "TUI: Die Insider". Darin erklären vier ehemalige Mitarbeiter:innen, worauf man beim Buchen von Tui-Reisen unbedingt achten sollte.
Zuallererst sollten Urlauber:innen die Katalogsprache kennen, erklärt eine Ex-Mitarbeiterin, die wie alle anderen früheren Angestellten in der Doku mit verfremdeter Stimme und Gesicht auftritt.
Geschickte Formulierungen wie "nur ein Fußmarsch vom Strand entfernt" können die Wirklichkeit nämlich arg beschönigen. Wie eine Umfrage des ZDF ergab, stellen sich die meisten der Befragten darunter eine Strecke von maximal 20 Minuten vor. Doch die Realität sieht mancherorts anders aus.
Beim "TUI Kids Club Maspalomas Princess" auf Gran Ganaria zum Beispiel. Wer da zum Strand will, muss 31 Minuten laufen. Pro Strecke versteht sich. "Nur ein Fußmarsch" schreibt Tui in der Hotelanzeige. Auch Formulierungen wie "naturbelassene Sand- und Kiesstrände" sollten mit Vorsicht genossen werden, zeigen die Dokumacher:innen.
Wegen solcher Formulierungen sowie geschickt fotografierten Hotelaufnahmen laufen bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen immer wieder Beschwerden ein. Diese empfiehlt darum, Angebot bei Google Maps oder auf Bewertungsportalen wie Holidaycheck zu überprüfen. So ergebe sich oft ein vollständigeres Bild der Lage.
Eine andere Insiderin, die 15 Jahre lang Reiseleiterin bei Tui war, weist auf die potenziell irreführende Formulierung "Kinder umsonst" hin. Dabei wird nämlich verschwiegen, dass die Flüge für Kinder durch entsprechende Aufpreise durchaus Geld kosten und Familien wegen der Kinder oft größere, teurere Zimmer beziehen müssen.
In der Doku kommt dann eine Insiderin zu Wort, die Animateurin bei Tui war. Sie beschreibt, wie profitabel Animateur:innen für das Unternehmen sind. "Die Illusion einer Freundschaft zwischen Gast und Animateur funktioniert häufig. Da geht die Rechnung für Tui natürlich auf." Gäste seien auf sie zugekommen und hätten erklärt, ihren nächsten Urlaub dort zu buchen, wo sie als Animateurin eingesetzt werde.
Der Reiseanbieter verneint entsprechende "Beste-Freund-Taktiken" jedoch. Diese würden nicht "unseren Werten und unserer Praxis" entsprechen, teilt Tui mit.
Und auch hinter den Kulissen der Kreuzfahrtschiffe "Mein Schiff", von denen Tui eine ganze Flotte unterhält, geht einiges vor, von dem die Urlauber:innen nichts wissen. Ein früherer Küchenangestellter offenbart in der ZDF-Doku: "30 bis 40 Prozent der Lebensmittel, die wir produziert haben, sind in den Müll gegangen."
Was die Gäste übrig lassen, wird zu großen Teilen gehäckselt und zwölf Seemeilen vor den Küsten ins Meer geworfen. Das passiert zwar im Einklang mit den Gesetzen, ist aber schädlich für die Umwelt. "Essensreste führen zur Überdüngung", erklärt der Nabu-Kreuzfahrtexperte Sönke Diesener. So entstehen Algen, die zu Sauerstoffmangel im Wasser führen und Fische und Korallen schaden.
Die Dokumentation "TUI: Die Insider" ist jetzt in der ZDF-Mediathek abrufbar und wird am Dienstag (11.6.) um 20.15 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt.
