Mal eben Whatsapp checken. Schnell durch Instagram scrollen. Noch kurz eine Mail beantworten. Für viele Eltern gehört der Griff zum Handy zur Alltagsroutine – auch dann, wenn das Kind direkt daneben sitzt.
Doch was nach einem harmlosen Blick aufs Display aussieht, hat laut einer neuen internationalen Studie messbare Auswirkungen: Kinder von Eltern, die viel am Smartphone hängen, zeigen häufiger Entwicklungsdefizite.
Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der renommierten Fachzeitschrift "Jama Pediatrics". Das Forschungsteam analysierte 21 Studien aus zehn Ländern mit insgesamt rund 15.000 Teilnehmer:innen.
Das zentrale Thema ist die sogenannte "Technoferenz" – also die Störung zwischenmenschlicher Beziehungen durch digitale Geräte. Im Fokus stand dabei, wie oft Eltern in Anwesenheit ihrer Kinder unter fünf Jahren zum Smartphone greifen und welche Folgen das für die Kleinen hat.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Kinder, deren Eltern regelmäßig aufs Handy schauen, während sie mit ihnen spielen, essen oder reden, zeigen öfter eine geringere kognitive Entwicklung, weniger soziales Verhalten und eine schwächere emotionale Bindung zu ihren Bezugspersonen.
Auch psychische Auffälligkeiten wie Ängstlichkeit oder Rückzug traten häufiger auf. Zudem verbringen betroffene Kinder meist selbst mehr Zeit vor Bildschirmen.
Zwar seien die Effekte laut Studienautor Marcelo Toledo-Vargas eher klein gewesen, doch das dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, wie ernst das Problem ist. "Auch kleine Effekte können bedeutend sein – gerade, wenn wir sie in großem Maßstab betrachten", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Und groß ist dieser Maßstab inzwischen definitiv: Eine Umfrage aus der Türkei ergab, dass rund 70 Prozent der Eltern während gemeinsamer Aktivitäten wie dem Essen oder Spielen ihr Smartphone nutzen.
Die Forscher:innen betonen, wie wichtig es ist, dass Eltern präsent sind – geistig wie körperlich. Wenn ein Kind nach Aufmerksamkeit sucht und Vater oder Mutter nicht richtig reagieren, hemmt das die Entwicklung wichtiger Fähigkeiten. Denn gerade in den ersten Lebensjahren brauchen Kinder echte, wechselseitige Interaktion, um sich gesund entwickeln zu können.
Keine der untersuchten Studien befasste sich bislang mit den Auswirkungen auf Schlaf oder körperliche Aktivität – doch auch hier sehen die Forschenden dringenden Forschungsbedarf.
Was lässt sich also tun, um aus der "Handyspirale" herauszukommen? Die Initiative "Ins Netz gehen" hat einige alltagstaugliche Tipps gesammelt: Eltern sollten zum Beispiel gezielt handyfreie Zeiten im Tagesablauf einplanen – etwa beim Essen, Spielen oder dem abendlichen Zubettgehen. Benachrichtigungen auszuschalten und das Handy außer Reichweite zu legen, hilft dabei, den Fokus bei der Familie zu halten.
Auch ein Medientagebuch kann helfen, das eigene Verhalten zu reflektieren – also einfach mal aufschreiben, wie oft und wann man zum Handy greift. Die Analyse nach ein paar Wochen wirkt oft wie ein kleiner Aha-Moment.
Außerdem raten Expert:innen, gemeinsam mit den Kindern analoge Freizeitaktivitäten zu schaffen – ohne digitale Ablenkung. Ob zusammen kochen, ins Museum gehen oder einfach draußen herumtoben: All das stärkt nicht nur die Bindung, sondern schafft Erlebnisse, die kein Bildschirm der Welt ersetzen kann.