Die Hoffnungen rund um das DFB-Team waren groß. Nach der tollen Heim-EM, die denkbar dramatisch gegen den späteren Turniersieger Spanien im Viertelfinale endete, wollte Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft die Nations League im eigenen Land gewinnen.
Dank starker Leistungen nach der Europameisterschaft qualifizierte sich die deutsche Nationalelf überhaupt zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte des Wettbewerbs für die K.-o.-Phase der Nations League, setzte sich im März gegen Italien durch und sicherte sich damit das Heimrecht. Am Mittwochabend aber folgte die Ernüchterung.
Gegen Portugal lieferte das DFB-Team eine insgesamt dürftige Vorstellung, ging dank eines Treffers von Florian Wirtz trotzdem in Führung. Die Gäste aber drehten das Spiel, gingen am Ende mit 2:1 als Sieger vom Feld.
"Man muss sehr ehrlich sein: Das war eines unserer schlechtesten Spiele", ordnete Joshua Kimmich den Auftritt nach dem Schlusspfiff ein. Der Kapitän sprach dabei von einer "absolut verdienten Niederlage".
Auch Lothar Matthäus bewertete die Niederlage mit einem Tag Abstand als verdient. In seiner Sky-Kolumne schreibt der Rekordnationalspieler, dass er sich zwar "keine Sorgen um die deutsche Mannschaft macht, aber man muss den Finger in die Wunde legen".
Und genau das macht Matthäus auch. "Alle haben Fehler gemacht", steigt der Experte allgemein ein. "Auch Portugals Auftritt war nicht perfekt. Das Spiel hatte nicht den Rhythmus, den man erwartet hatte."
Matthäus leitet dabei schnell dazu über, was ihn ganz konkret gestört hat. Er landet bei Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Mit dem Dreifachwechsel in der 60. Minute kam ein Bruch ins deutsche Spiel", stellt er fest. Serge Gnabry, Niclas Füllkrug und Robin Gosens kamen zu dem Zeitpunkt für Leroy Sané, Nick Woltemade und Maximilian Mittelstädt ins Spiel.
Matthäus leitetet aus seiner Beobachtung eine kritische Frage ab. "Julian Nagelsmann muss sich die Frage gefallen lassen: Warum wechselt er so kurz nach einer Führung drei Spieler auf einmal aus?"
Während die portugiesischen Joker stachen, hätten die deutschen Einwechselspieler eine negative Wirkung gezeigt. "Roberto Martinez hatte ein goldenes Händchen gehabt, Nagelsmann nicht", schreibt Matthäus.
Gleichwohl sind die Wechsel nicht der einzige Kritikpunkt, den Matthäus an Nagelsmann vorträgt. Denn schon beim Blick auf den Aufstellungsbogen sei der Sky-Experte "irritiert" gewesen.
"Was mich von Anfang an irritiert hat, war die Dreierkette", berichtet der Rekordnationalspieler und führt diesbezüglich aus: "Tah, Koch und Anton kennen sie gut, aber trotzdem verändert sie die Statik, die Positionen und die Aufgaben. Nagelsmann wollte Koch bei Ballbesitz nach vorne auf die Sechserposition schieben, doch es hat nicht funktioniert."
Am Ende des Tages war es somit wohl eine Ansammlung an Fehlentscheidungen neben, aber auch auf dem Platz. Dort präsentierten sich schließlich mehrere Profis ebenfalls nicht in bester Verfassung.